I - Magie - Nation

Video-Sound-Installation im Lichthof des Regierungsgebäudes, Luzern | Sound Mikiko Yui | 2009

Das Projekt “I-Magie-Nation” suchte im Vorfeld über verschiedene Kanäle junge Menschen zwischen 11 und 22 Jahren, die aktiv an einem Videokunstprojekt teilnehmen mochten. Dieser Lebensabschnitt ist wie kein anderer Zeichen für Wandlung, Werden. Es meldeten sich 22 Personen spontan auf den Aufruf. In einem Videointerview berichten sie über ihre Erfahrungen in dieser Lebensphase. Diese Videoaufnahmen integrierte Ruth Baettig in eine Installation, die auf die historischen und architektonischen Kontexte Bezug nimmt.
Der Lichthof im Ritterschen Palast, mitten in der Stadt Luzern, steht bildhaft für Transit. Ursprünglich als Treppenhaus eines privaten Stadtpalais erstellt, wurde er zum Durchgangsraum des Jesuitenkollegiums, heute ist er die Erschliessung des Regierungsgebäudes. Täglich wird dieser Lichthof von vielen Menschen auf dem Weg von der Altstadt zur Neustadt und umgekehrt benutzt. Diesen quadratisch angelegten Säulenhof durchqueren die Passanten meistens auf der horizontalen Ebene, steigen sie aber ins zweite Geschoss hoch, finden sie im oberen Umgang des Säulenhofs acht Bilder, die den Totentanz und damit einen weiteren Übergang darstellen. Offenbar waren diese bereits von Anfang an für diesen Ort bestimmt. Unter den Sandsteinplatten im Zentrum des Lichthofes liegt ein versteckter Brunnen. Lange Zeit war er der wichtigste Brunnen Luzerns.

An der Stelle des verborgenen Brunnens platzierte die Künstlerin ein grosses, mit weisser Flüssigkeit gefülltes Becken. Die Oberfläche dient als Projektionsfläche für die Videoportraitaufnahmen der jungen Menschen. Über Kopfhörer kann man in die vorgestellte Welt der jungen Leute eintauchen. Sie sprechen über ihre Vorstellungen des Paradieses, ihr Schlafzimmer oder den Wunsch sich zu verlieben.
Im Raum ist eine Soundkomposition von Mikiko Yui zu hören. Die Töne, Klänge, Melodien vermischen sich mit den unmittelbaren Geräuschen des Lichthofes und komponieren so eine ständig sich wandelnde Klangwelt, die die tonlosen, jedoch bewegten Gesichtszüge in der Videoprojektion begleiten und ihnen ein rätselhaftes Entrückt-Sein geben.
Ein Kreislauf entsteht, der den Weg in die eigenen Vorstellungen ermöglicht und vielleicht unerwartete Verbindungen entdecken lässt. Die Installation I-Magie-Nation ist eine audiovisuelle Inszenierung. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen im Kern, im Sammelbecken des verborgenen Brunnens aufeinander, dem Ort der “i-magie-nation”.

«Mit der Vertreibung aus dem Paradies kommt der Tod in die Welt», Zitat aus dem Schweizerischen Kunstführer zum Totentanz im zweiten Stockwerk, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1978.
(Pressetext)

Video-Bericht arttv.ch

The project “I-Magie-Nation” searched in advance through various channels for young people between the ages of 11 and 22 who would like to actively participate in a video art project. This phase of life is like no other sign of transformation, of becoming. 22 people spontaneously responded to the call. In a video interview they report on their experiences in this phase of life. Ruth Baettig integrated these video recordings into an installation that refers to the historical and architectural contexts.
The atrium in the Ritter’s Palace, in the middle of the city of Lucerne, pictorially stands for transit. Originally built as the staircase of a private city palace, it became the transit room of the Jesuit College, today it is the access to the government building. Every day this atrium is used by many people on their way from the old town to the new town and vice versa. Passers-by usually cross this square-shaped colonnaded courtyard on the horizontal plane, but if they climb up to the second floor, they will find eight pictures in the upper gallery of the colonnaded courtyard, representing the Dance of Death and thus another transition. Apparently these were intended for this place from the very beginning. Under the sandstone slabs in the centre of the atrium is a hidden fountain. For a long time it was the most important fountain in Lucerne.

On the site of the hidden fountain, the artist placed a large basin filled with white liquid. The surface serves as a projection screen for the video portraits of the young people. Through headphones one can dive into the presented world of the young people. They talk about their ideas of paradise, their bedroom or the desire to fall in love.
A sound composition by Mikiko Yui can be heard in the room. The tones, sounds, melodies mix with the immediate noises of the atrium and thus compose a constantly changing world of sound, which accompanies the soundless but moving facial features in the video projection and gives them an enigmatic enchantment.
A cycle is created which allows the way into one’s own ideas and perhaps allows unexpected connections to be discovered. The installation I-Magie-Nation is an audiovisual production. Past, present and future meet in the core, in the collecting basin of the hidden well, the place of the “i-magie-nation”.

«With the expulsion from paradise, death comes into the world», quote from the Swiss Art Guide to the Dance of Death on the Second Floor, published by the Society for Swiss Art History, Bern 1978.
(press release)