placet experiri

Das XR-Projekt entstand im Rahmen des virtuellen Residenzprogramms Digital AiR 2022/23

Dieses XR-Projekt entstand im Rahmen des virtuellen Residenzprogramms Digital AiR 2022: Life-Size Model

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Das Tagträumen, das Träumen mit offenen Augen, hat mich schon immer fasziniert. Es wird oft mit dem Kino in Verbindung gebracht, auch weil es ein Gebiet ist, in dem sich Phantasie und Erinnerung treffen, sich verflechten, sogar verschmelzen. Können wir uns unsere Erinnerungen vorstellen? Können wir uns an unsere Vorstellung erinnern? Dies sind Grenzsituationen, die ich gerne erlebe – * placet experiri.
Meine Faszination für dieses Gebiet hat mich bei meiner ersten Begegnung mit der XR-Technologie geleitet. Ich entdeckte neue Möglichkeiten, aber auch neue Fragen: Wie können wir mit dem Thema Erinnerung in der digitalen oder auch erweiterten Welt arbeiten? Was sind dort Erinnerungen? Sind sie Abstraktionen der Vergangenheit? Werden sie zum Mythos? Gibt es eine spezifische Sehnsucht in unserer digitalen und erweiterten Wahrnehmung? Stürzen unsere Vorstellungen in den Abgrund? Wie werden unsere Träume zu Albträumen?

In meiner Arbeit Placet experiri verwende ich die Technologie nicht nur, um eine bestimmte Bedeutung oder Botschaft zu vermitteln, sondern auch, um meine eigenen Erfahrungen bei der Entdeckung des neuen Mediums darzustellen. Der Tagtraum und die Befragung waren daher der beste Weg, um den Wahrnehmungsschwindel zu erforschen, den ich selbst bei meiner ersten Arbeit mit XR/VR erlebt habe. Kreativer Prozess und Lernprozess verschmolzen und brachten neue Bilder hervor. Von diesen Bildern möchte ich die Grenzen betonen, die sich zu neuen imaginären Dimensionen hin öffnen.

Aus diesem Grund ist die Tonspur schließlich zum führenden Element von Placet experiri geworden, dem Element, das diese imaginären Dimensionen formen kann und das Gefühl ausdrückt, das sie erzeugen. Die Klänge erzählen meine Geschichte im Raum-Zeit-Diskontinuum meiner Entdeckungsreise.

Der künstlerische Prozess, der zu Placet experiri geführt hat, profitierte von dem kollektiven Austausch, den das Projekt Air Fabrika organisiert hat. Nicht nur der Fabrika-Raum selbst – Ausgangspunkt und gemeinsame Basis unserer künstlerischen Arbeit -, sondern auch die dramatische Unzugänglichkeit, die ihn jetzt kennzeichnet, war eine starke Inspiration für mich. Wenn die realen Erinnerungen an diesen Raum in Moskau an die schmerzhafte Geschichte der Gegenwart erinnern, werden die unkontrollierten Sprünge in neue imaginäre Dimensionen in Placet experiri auch als ein Schrei nach Freiheit wirken.

* Thomas Mann lässt in seinem Werk «Der Zauberberg» den italienischen Sanatoriumsbewohner Settembrini mit dem Motto «placet experiri» versehen, das im Roman eine bedeutende Rolle spielen wird. Es handelt sich um ein Zitat des Dichters Francesco Petrarca, der eine Notiz, in der er bestimmte Umpflanzungen von Rebstöcken ohne Rücksicht auf traditionelle Normen beschrieb, mit dem Ausdruck «sed placet experiri» abschloss: «Aber es ist einen Versuch wert.» Alles, was neu ist und was auf uns zukommt, macht dieses Motto zu unserem.

This XR project was created while working in the virtual residency programme Digital AiR 2022: Life-Size Model.

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Daydreaming, or dreaming with eyes wide open, has always fascinated me. It is often related to cinema, also because it is a territory where imagination and memory meet, intertwine, even melt together. Can we imagine our memories? Can we remember our imagination? These are borderline situations, which I like to experience – * placet experiri.
My fascination for this territory has guided me for my first encounter with the XR technology. I discovered new possibilities but also new questions: How can we work with the topic of memory in the digital or even extended world? What are memories there? Are they abstractions of the past? Do they become mythical? Is there a specific longing in our digital and extended perception? Do our imagination fall into the abyss? How do our dreams turn into nightmares?

More than using the technology in order to convey a specific meaning or message, in my work Placet experiri I will expose my own experience in discovering the new medium. The daydreaming thread and questioning have thus been the best way to explore the perceptual vertigo I’ve experienced myself in working for the first time with XR/VR. Creative process and learning process conflated and produced new images. Of these images I want to stress the limits, or the borders that open towards new imaginary dimensions.
For this reason the sound track has finally become the leading element of Placet experiri, the element that can shape these imaginary dimensions and expresses the feeling that they create. The sounds tell my story in the space-time dis-continuum of my exploratory journey.

The artistic process that has leaded to Placet experiri benefited from the collective exchange organised by the Air Fabrika project. Not only the Fabrika space itself – starting point and common ground of our artistic works – but the dramatic inaccessibility that connotates it now has been a strong inspiration for me. If the real memories of this space in Moscow recall the aching story of the present times, the uncontrolled jumps to new imaginary dimensions in Placet experiri will also work as a cry of freedom.

* In his Der Zauberberg (The Magic Mountain), Thomas Mann makes the Italian resident of the sanatorium, Settembrini, use the motto «placet experiri», which will play a significant role in the novel. It is a quotation by the poet Francesco Petrarca, who concluded a note describing certain transplants of vine stocks done without respecting traditional norms through the expression «sed placet experiri»: «but it is worth to try». Everything that is new and that we are about to face makes this motto ours.